Spezial-Reglement für die Bewertung von Exponaten mit Ansichts- und Motivkarten (AK)
Reglement
für die Bewertung der Exponate der Klasse Ansichts- und Motivkarten
1. Einführung
Zielsetzung dieses (Spezial-)Reglements ist es, Sammlern und Ausstellern von Illustrierten Postkarten (in der Folge Ansichtskarten/AK) die Möglichkeit zu geben, mit ihren Exponaten an die Öffentlichkeit zu treten und damit im Wettbewerb den Besuchern und Juroren Gelegenheit zu geben, ihre Gedanken auszutauschen, insbesondere über Aufbau, Ausarbeitung und Gestaltung derartiger Exponate.
Dieses Spezial-Reglement soll aber auch der Jury grundsätzliche Entscheidungshilfen für die Qualifikation von AK-Exponaten vermitteln, insbesondere eine möglichst einheitliche Bewertung im Wettbewerb ermöglichen..
2. Wettbewerbsklasse für AK
Für AK-Exponate ist eine eigene Wettbewerbsklasse im allgemeinen Ausstellungswesen eingerichtet. Sie trägt die Bezeichnung: Ansichts- und Motivkarten (AK).
3. Geeignetes Material
Ein AK-Exponat kann enthalten:
a) Ansichtskarten- und Werbekarten-Vorläufer
b) Ansichtskarten aller Art (gebraucht oder ungebraucht) von Verlagen, Druckereien oder Fotografen, die aus dem Handel stammen oder kommerziellen Charakter aufweisen.
Darunter fallen auch:
Werbekarten
Anlasskarten (philatelistische Ganzsachen mit eingedruckten Postwertzeichen und / oder AK ohne eingedruckte Wertzeichen) z. B. Katastrophen, besonderen Anlässen, Ausstellungen und / oder Gedenkkarten
Glückwunschkarten, Kunst- und Künstlerkarten, Kitschkarten usw.
c) von Hand gemalte - auch mittels Schablonen- oder gezeichnete Ansichten und / oder Illustrationen,handgefertigte Scherenschnitte, Collagen oder Applikationen, die zum Versand als Postkarte geeignet sind und aus gewerbsmäßiger Fertigung stammen.
d) Kleinkunst-Ansichtskarten: Hierunter fallen alle von privaten Postbenutzern gefertigte Postkarten, die rückseitig mit Illustrationen in Form von Malereien, Zeichnungen, Scherenschnitten oder Collagen versehen sind, vorderseitig ein Postkartenformular aufweisen, NICHT aus dem Handel stammen und postalisch gelaufen sind.
e) sogenannte TCV-Karten (Timbre sur côté vue), das sind AK, die bildseitig mit aufgeklebten und abgestempelten Briefmarken versehen sind und nicht den Regeln der Maximaphilie entsprechen
f) kleinformatiges Beiwerk, welches mit dem gezeigten AK-Material themenbezogen in Verbindung stehen mussl und im begrenzten Umfang als zusätzliches Informationsmaterial vorteilhaft erscheint.
g) Reprints ( nur bei Forschungs-Exponaten )
Ergänzende Hinweise zum Material:
Eine Beschneidung von Karten ist unzulässig.
Die postalische Verwendung von Kleinkunstkarten ist entweder durch Kopie der Adressseite (verkleinert) oder durch textliche Erläuterungen darzustellen.
Beiwerk, worunter auch philatelistisches Material fällt, darf nur in sehr begrenztem Umfang Verwendung finden und 10 % des Gesamtmaterials nicht überschreiten. Es soll die Aussage des Materials vertiefen und eine aufgelockerte Gestaltung des Exponats ermöglichen. Ausschnitte von Druckerzeugnissen aller Art sind grundsätzlich nicht erwünscht, jedoch sind Ausschnitte mit Werbeanzeigen über AK-Belange von Verlagen, Druckereien oder Preislisten etc. zugelassen, weil sie der Forschung dienlich sind.
Beispiele für Beiwerk: ( keine Begrenzung der Möglichkeiten)
Illustrierte Briefbögen, Vignetten, Verschluss- und Reklamemarken, Bierdeckel, Geldscheine, Münzen, illustrierte Eintritts- oder Fahrkarten, Exlibris, Eintrittskarten und Einladungen, Flaschenetiketten, Maximumkarten, Bildpostkarten, Briefmarken (diese auch auf Ganz-stücken). Beiwerk soll nach Möglichkeit nicht mehr als 50 % eines Ausstellungsblattes umfassen.
Farbkopien von AK-Illustrationen müssen als solche gekennzeichnet sein und sollen je nach Sinnhaftigkeit um 25 % vergrößert und verkleinert sein.
Besonders geeignetes Material
*) Vorläufer der Ansichtskarten (vor 1870)
*) Sehr frühe Ansichtskarten (1870 bis 1884)
*) Frühe Ansichtskarten (1885-1890)
*) Seltene Druck und Herstellverfahren
*) Zwei- und mehrsprachige AK
4. Ungeeignetes Material
a) Nicht zugelassen sind private AK in Form von Fotopostkarten, die nicht aus dem Handel stammen oder keinen kommerziellen Charakter haben,
b) Bildseitige Fotos oder Fotokopien von AK, soweit solche nicht aus Forschungsgründen notwendig sind.
c) Illustrierte Postkarten (AK), die gegen strafrechtliche Bestimmungen verstoßen. Exponate, welche derartiges Material enthalten, können jederzeit von der Ausstellungsleitung ausgeschlossen werden.
5. Einteilung der AK-Exponate/Wettbewerbsgruppen
a) Topographische Exponate: über Orte, Städte, Landschaften, Bauwerke ,„Gruß aus...“- Karten etc
b) Thematische Exponate: über ein bestimmtes Thema
c)
Forschungs-Exponate: über Entstehung und
Entwicklung von AK,
Herstellungsarten, Druckarten, Druckereien,
Verlage,
AK von bestimmten Künstlern,
Graphikern oder Fotografen, Kartenformate usw.
d) Moderne Kartenexponate: überwiegender Karteninhalt seit 1945
e)
Kleinkunst-Karten: Karten von
bestimmten Künstlern, Grafikern, Photographen oder Zivilpersonen, also von
Privaten Postbenutzern,
zumeist als Unikate
geschaffen und die postalisch gelaufen sind.
Der Aussteller hat bei seiner Exponats-Anmeldung zu erklären, in welcher Gruppe (oben a-e) er ausstellen will.
Besonderheiten und spezielle Belange der einzelnen Wettbewerbsgruppen werden wie folgt dargestellt:
a) Topographische Exponate
Das griechische Wort "Topographie" umfasst die Beschreibung der Bodenformen, Gewässer, Siedlungen, Verkehrswege und anderer Erscheinungsbilder eines Teilgebietes der Erdoberfläche. Darunter fallen auch Bauwerke, Berge, "Gruß aus...."-Karten, Landkarten, Landschaften, Meermotive, Mondscheinkarten, Stadt- und Straßenansichten sowie Illustrationen von Plätzen
Für topographische Exponate besteht grundsätzlich die Vorgabe, Hintergrundinformationen über die gezeigten Ansichten zu vermitteln, wobei möglichst eine Vollständigkeit der Informationen anzustreben ist.
Mit dieser Exponatsart gelingt es insbesondere die Entwicklung von Gebieten oder Veränderungen an Bauwerken oder anderen Kulturgütern darzustellen oder vergleichende Untersuchungen (z.B. Stadt XY einst und jetzt) anzustellen.
In der topographischen Wettbewerbsgruppe beschränkt sich der Aussteller in der Regel auf ein (räumlich und/oder zeitlich) engeres Sammelgebiet welches möglichst umfassend darzustellen wäre
b) Thematische Exponate
In dieser Wettbewerbsgruppe zeigt man AK eines bestimmten Themas, allenfalls auch mit unterschiedlichen Motiven. Eine individuelle Auswahl der AK in Bezug auf das Thema des Exponats und dessen Gliederung soll hier eine optimale Information zum Thema ermöglichen, insbesondere das Thema in seiner Entwicklung und Vielfalt darstellen. Die Aussagekraft eines Exponats wird auf Grund der Bearbeitung, Originalität und Kreativität gemessen.
c) Forschungs-Exponate
Diese Exponatsart dient im Wesentlichen dazu, die Entstehung und Entwicklung von AK darzulegen sowie die AK-Herstellung zu erläutern. Sie zeigt wichtige Kriterien des Sammelgebietes an Hand von typischen Kartenbeispielen und hat oftmals den Charakter einer Lehrsammlung.
Es sind Exponate, die sich mit der Geschichte und Entwicklung der AK beschäftigen. Die Karten-Illustrationen müssen dabei nicht unbedingt im Vordergrund stehen, sondern auch Informationen auf der Anschriftseite wie z.B. Randeindrucke, die Belange der Herstellung beleuchten. Das wesentliche Kriterium dieser Sammelart ist die Information über angewendete Druckverfahren, die Produktionsvielfalt und Wirkungsbereiche von Druckereien, AK-Verlagern bzw. -Herausgebern.
In dieser Gruppe werden spezielle Erzeugnisse bestimmter Künstler und/oder Druckereien, sowie Anlasskarten aller Art verwendet werden, ebenso Reprints alter AK.
Ein wesentlicher Bearbeitungsgrund für Forschungsexponate ist die Entwicklung der Kartenformate und Posttarife.
d) Moderne Philokartie-Exponate
Um dem neuzeitlichen Kartenmaterial (etwa ab 1945) im Wettbewerb bessere Chancen zu ermöglichen, wird diese Gruppe unter Beibehaltung aller hier zutreffenden Grundsätze der Philokartie eingeführt. Auch wenn dieses Material weniger Publizität genießt, kann es dennoch selten und bei der Erfüllung des Titels unentbehrlich sein
e) Kleinkunst-Karten
Hierunter fallen alle von privaten Postbenutzern gefertigten Postkarten, die rückseitig mit Illustrationen in Form von Malereien, Zeichnungen, Scherenschnitten oder Collagen versehen sind. Sie weisen vorderseitig die Erfordernisse eine Postkarte auf (mitunter von Hand gefertigt) und stammen NICHT aus dem Handel. Derartige Karten müssen immer postalisch verwendet sein, damit sie als Zeitdokumente einzuordnen sind. Ihre Bearbeitung erfolgt auch unter Berücksichtigung von Kunstaspekten.
6. Titel, Einführung, Gliederung
Jedes Exponat ist mit einem Titelblatt zu versehen, aus dem sich Titel und Gliederung des Materials klar entnehmen lassen. Dieses Titelblatt sollte auch eine kurze Einführung in das Exponat aufweisen, die gegebenenfalls auch auf einem nachfolgenden Blatt erfolgen kann. Sie dient dem Betrachter als Quelle rascher Information über das gesamte Exponat.
Mittels der Gliederung bestimmt der Aussteller die Struktur des Exponats, wobei Titel, Plan, Gliederung und Material übereinstimmen müssen. Die Bearbeitung soll in ausgewogener Weise alle Elemente des Themas umfassen.
7. Grundsätze des Exponataufbaus
Innerhalb des gewählten Themas soll eine größtmögliche Vielfalt der Illustrationen und Herstellungsarten des Materials angestrebt werden.
Die Auswahl des gezeigten Materials ist dann optimal, wenn die Zusammenhänge zwischen ihm und dem behandelten Gebiet oder Thema herausgearbeitet werden.
Forschungs-Exponate erläutern insbesondere wichtige Belange der AK-Produktion an Hand typischer Beispiele bzw. das Schaffen und die Entwicklung bei bestimmten Herstellern Kopien der AK-Anschriftenseite können hier bedeutsame Informationen über das Material liefern. Hier können auch Exponate mit Arbeiten von bestimmten Künstlern und Fotografen eingebaut werden. In dieser Gruppe kann der Aussteller speziell Entwürfe, Andrucke oder sonstige Produkte der AK-Herstellung zeigen.
Der primäre Inhalt von Forschungs-Exponaten besteht in der Nennung und Beschreibung der Verlage, aber auch in der Bearbeitung variierender Postkartenformulare, von Postkartentarifen und -formaten sowie der ausführlichen Bearbeitung der von Künstlern und Photografen geschaffenen Werke.
Persönliche Forschungsergebnisse werden in allen Exponatsgruppen als punkteerhöhend bewertet und sollen in den Textpassagen des Exponats zum Ausdruck gebracht werden
Seltenheit und Originalität des Materials ergibt sich aus der Schwierigkeit der Beschaffung, die Kreativität richtet sich nach der individuellen Art der Darstellung.
Die Texte im Exponat sind möglichst knapp und aussagekräftig abzufassen. Offensichtliche Belange bedürfen keiner Beschreibung. Erwünscht sind primär Hintergrundinformationen und fachliche Aussagen zum Material bzw. Titel. Es ist je nach Art des Exponats vorteilhaft, auf besondere Merkmale einzugehen, wie z. B. Verlage, Druckverfahren, Herstellungsmaterialien und sonstige Besonderheiten, wenn dies das gezeigte Thema erfordert.
Die Aufmachung des Exponats soll klar, ausgewogen und geschmackvoll sein. In der Regel werden zwei Ansichtskarten pro Ausstellungsblatt genügen, sofern kein größeres Format als DIN A4 Verwendung findet. Zur Auflockerung kann kleinformatiges Beiwerk herangezogen werden.
8. Rahmenzahl
AK-Exponate sollten drei bis acht Rahmen/Flächen umfassen.. Die Ausstellungsleitung kann nach Ermessen mehr oder weniger Rahmen/Flächen zulassen.
9. Kriterien für die Bewertung
Um dem Wesen des Wettbewerbs bei AK-Exponaten gerecht zu werden, sind die visuellen Informationen des Kartenmaterials tiefgründig zu analysieren.
Die Bewertungskriterien und die nachfolgende Aufteilung der zu vergebenden Punkte (Maximum 100) sollen es den Juroren ermöglichen, eine ausgewogene und einheitliche Bewertung der Exponate zu erzielen. Die Juroren haben die bestmögliche Erfüllung folgender Kriterien zu prüfen und zu bewerten:
1. Bearbeitung und Schwierigkeitsgrad
a) Titel, Einführung und Plan
• Übereinstimmung zwischen Titel, Plan und Material gegeben
• angemessene Unterteilung des Planes
• ist der Plan korrekt, logisch und ausgewogen
• Einführung vorhanden
b) Inhaltliche Entwicklung / Umfang
• sind alle wesentlichen Aspekte der Gliederung vorhanden
• erfolgte die Ausarbeitung übersichtlich
• wie sind Umfang, Tiefe und Ausgewogenheit der Bearbeitung einzuschätzen
c) Schwierigkeitsgrad
• Möglichkeit der Wiederbeschaffung
• Wird im Exponat auf die Schwierigkeit verwiesen
2. Kenntnisse und Forschung
a) Kenntnisse zum Exponatsthema
• Allgemeines Fachwissen
• Treffende Materialauswahl
• Richtigkeit der Aussagen über Illustrationen und Material
• Eigene Kommentare zu den gezeigten Illustrationen
• Vollständigkeit der Sachinformationen
ba) Philokartistische Kenntnisse für Gruppen 5a – 5d
• Richtige Anwendung der AK-Begriffe
• Materialauswahl zeigt gute Kenntnisse
• spezielle Kenntnisse über die Herstellungstechniken der AK
• Hintergrundinformationen über Verlage
bb) Spezialkenntnisse über Forschungsbelange bei Gruppe 5e
• Aussagen über Kunst und Gestaltung
• Informationen über Künstler bzw. die Kartenhersteller
• Informationen über verwendete Postkarten und genutzte Posttarife
c) Forschung
• allgemeines Fachwissen
• eigenständige Bearbeitung durch Auswertung der Fachliteratur
• inwieweit ist persönliche Forschung erkennbar
3. Vielfalt, Seltenheit und Erhaltung des Materials
a) Vielfalt
• geeignete Materialauswahl
• Aussagekraft des Materials
• Originalität (Besonderheiten)
b) Seltenheit
• nur einfaches Material vorhanden
• auch besseres Material befindet sich im Exponat
• auch seltenes Material wird gezeigt
c) Erhaltung
• Die Qualität von Ansichtskarten und Beiwerk ist nur gut bei einfachem
• auch bei besserem
• auch bei seltenem Material
4. Gestaltung
• Aufteilung des Materials und Textes auf den Blättern
• gute Hervorhebung des Materials
• saubere und korrekte Beschriftung
• sind die einzelnen Gliederungspunkte im Exponat gut erkennbar
• Verteilung des Beiwerks auf den Blättern
• Übersichtlichkeit des Planes
10. Punkteverteilungen bei der Bewertung von AK-Exponaten:
1. Bearbeitung und Schwierigkeitsgrad 30
Titel, Einführung und Plan 10
Inhaltliche Entwicklung / Umfang 10
Schwierigkeitsgrad 10
2. Kenntnisse und Forschung 40
Kenntnisse zum Exponatsthema 10
philokartistische Kenntnisse für Gruppen 5a-5d 10
Kenntnisse zu Kleinkunstkarten 5e 10
Forschung 10
3. Vielfalt, Seltenheit und Erhaltung des Materials 35
Vielfalt 15
Seltenheit 10
Erhaltung 10
4. Gestaltung 5
Gesamtpunktzahl 110
11. Bewertung der Exponate
Die Bewertung von Ansichtskarten-Exponaten soll durch eine Fachjury erfolgen. Es ist zulässig, dass die Jury nach eigenem Ermessen einen ihr bekannten Spezialisten zwecks Beratung hinzuzieht
12. Weitere Bestimmungen
Generell sind die Bestimmungen der Ausstellungsordnung des BDPh auch für AK-Exponate anzuwenden.
Generell sind die Bestimmungen des Allgemeinen Ausstellungsreglements des VÖPh auch für AK-Exponate anzuwenden.
13. Inkrafttreten
Dieses Spezialreglement tritt laut Beschluss des BDPh am 01.03.2014 in Kraft
Dieses Spezialreglement wurde in identischer Fassung vom VÖPh-Vorstand beschlossen und tritt am ……………. in Kraft.
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