Zeittafel
Entstehung und Entwicklung der Ansichtskarte (AK) / Illustrierte Postkarte (IPK)
A) Am Anfang stand die Postkarte (PK)
um 1770 Offene Sendungen in Form postkartengroßer Zettel sind bei der „Petite Poste“ in Paris zugelassen.
ab 1784 Bei der „Wiener Klapperpost “ werden offene Zettel zur Versendung von Kurznachrichten verwendet, auch solche mit bezahlter Antwort.
1861 Erhält John P. Charlton, Philadelphia, ein „Copyright“ für eine private Postkarte.Seine Rechte gehen später auf H. Lippmann über.
1.6.1865 Einführung preußischer Drucksachenkarten (Vertreterkarten genannt)Postrat Heinrich Stephan (1831-1897) überreicht den Delegierten der 5. Deutschen Postkonferenz am 30.11. in Karlsruhe eine Denkschrift über die Einführung eines „Postblattes“.
1.10.1869 Als erste Postverwaltung der Welt führt die österreichische Post die Correspondenzkarte“ (offene Postkarte) in Form einer Ganzsache ein, patentiert auf Emanuel Herrmann.
1870 Einführung der Correspondenzkarte in Form eines Postkartenformulars am 18.6. im Norddeutschen Postbezirk (NDP) sowie in Bayern (1.7.), Württemberg (8.7. /Ganzsache) und Baden (10.8.), Größe: 163 x 108 mm.
7.-8.1870 Es gibt Feldpost- Correspondenzkarten für Bayern, Württemberg und den NDP. Sie verhalfen der neuen Sendungsart Correspondenzkarte zum Durchbruch.
1.5.1872 Die Bezeichnung Correspondenzkarte wird im NDP durch „Postkarte“ ersetzt.
1.7.1872 Private Druckereien dürfen Postkarten herstellen.
21.6.1875 Festschreibung des Begriffs Postkarte
1.6.1878 Durch einen Weltpostvertrag wird die Nutzung der Postkarte international forciert.
1925 In Deutschland wird die Bildpostkarte, ein philatelistisches Sammelobjekt, eingeführt.
B) Entwicklung der Ansichtskarte
15. Jhd. gedruckte Neujahrsgrüße werden verschickt
ab 1777 Erste Stiche auf Karten sind bei der „Petite Poste“ in Paris vom Maler und Kupferstecher Desmaisons in Gebrauch.
14.6.1840 Eine illustrierte Karte in Form eines Postkartenformulars wird in Großbritannien postalisch versendet. Sie ist als Künstlerkarte anzusehen, da sie offenbar
ein Einzelstück ist.
1.6. 1866 Postbereich Preußens verwendet man bebilderte Drucksachenkarten, die keine individuellen Mitteilungen zuließen.
1866 W. Schneider in Worms druckt bebilderte Einladungskarten.
16.7.1870 Hofbuchhändler August Schwarz, Oldenburg, bedruckt eine Correspondenzkarte mit einem kleinen Bild eines Kanoniers (= Bildzudruck) auf der Anschriftenseite.
1870 Es gibt humoristische Feldpostkarten und Bildpostkarten mit Gedichten.
Der Franzose Leon Basnardeau, Schreibwarenhändler in Sillé-le-Guillaume bei Le Mans, entwirft eine Illustrierte Postkarte, die allerdings unter Brief befördert wird.
1.7.1872 Private Druckereien dürfen AK herstellen und verlegen. Bis zu diesem Zeitpunkt sprechen manche Sammler von Ansichtskarten-Vorläufern.
16.7.1875 Erste AK-Serie mit Ortsansichten von August Schwarz sind auf dem Markt, hergestellt in seiner Firma, der Schultzeschen Hofbuchhandlung.
1875/76 Ludolf Parisius, ein Göttinger Theologiestudent, bietet dem Verlag Heinrich Lange, Göttingen, ganzseitig illustrierte Geburtstags-Glückwunschkarten mit Blumenmotiven und Stillleben zur Vervielfältigung an.
1876/77 Parisius- Ansichtskarten mit topografischen Motiven befinden sich im Handel (Serie 1-12).
um 1882 Sind AK von Franz Rorich, Nürnberg, im Handel. Seine frühen Stahlstiche sind wegweisend für die Herstellung späterer AK-Produktionen.
ab 1883 Von der Fa. Franz Scheiner, Würzburg, werden AK produziert mit Ansichten aus Deutschland, Österreich und Südtirol (braune Federlithografien).
Franz Schemm aus Nürnberg produziert ebenfalls AK.
1885 Zulassung von privaten AK im Weltpostverkehr (Auslandsversand) auf dem Postkongress von Lissabon.
Ausgenommen waren beispielsweise Großbritannien bis 1894, die USA bis 1898 und weitere 26 Postgebiete.
Vor 1905 findet sich auf der Vorderseite einer AK nur die Postanschrift, auf der Rückseite (Aversseite) mit der illustrierten Ansicht wird ein schmaler Streifen für Mitteilungen frei gehalten
Ab 1905 offizielle Teilung der AK-Vorderseite in Adress- und Mitteilungsfeld in Deutschland, während es möglich ist auf der kompletten Rückseite eine Illustrationen abzubilden.
Durch diesen Anhaltspunkt ist eine gute Bestimmung der Herstellungszeit einer AK möglich.
1907 Beim Postkongress in Rom (1906) wird diese Änderung international genehmigt und mit Wirkung vom 1.10.1907 angewendet.
C) Das Goldene Zeitalter der Ansichtskarte (1895-1918)
1880 Man produziert größere Mengen AK, wodurch eine neue Art von Kommunikation entsteht.
1894-97 Gründung erster Sammlervereine für AK, erste Fachzeitschrift für das Gebiet
1897 In Deutschland gibt es etwa 60 Fabriken, die Sammelalben für AK herstellen. Gründung des Sammlervereins Kosmopolit durch Franz Schard, der 1911 mehr las 10 000 Mitglieder umfasst.
um 1898 Erste TCV-Karten (TCV = Timbre Côté Vue / Marke bildseitig) realisieren auch philatelistisch interessierte Philokartisten.
Rein zufällig werden korrekte Maximumkarten mit IPK realisiert.
1890 Alleine in Deutschland werden über 80 Millionen AK produziert, was eine Sammelleidenschaft auslöst.
1900 Eine Fabrik in Frankfurt/M hat 1200 Angestellte und produziert an jedem Tag 100 neue AK-Motive.
1903/04 Auf dem Höhepunkt der AK-Produktion liefern deutsche Verleger 1,16 Millionen AK.
bis 1914 Hochkonjunktur des AK-Sammelns Sammlervereine haben weit mehr als 10 000 Mitglieder
1914/18 Der Weltkrieg dämpft die Begeisterung für das Sammeln von AK.
D) Die Zeit danach
1919-39 Wegen schlechter Druckqualität, wirtschaftlicher Probleme nach dem I. Weltkrieg und durch das Aufkommen neuer Kommunikationsformen lässt die Sammelleidenschaft für AK nach, aber auch wegen der Erhöhung des Portos.
um 1930 Bedingt durch das Aufkommen einer Motivvielfalt bei den Briefmarken finden Philatelisten und Philokartisten zu einer neuen Sammelform. Sie realisieren gezielt Maximumkarten, die sich aus den Elementen Briefmarke, IPK und Poststempel zusammensetzen.
um 1960 Allmählich erwacht neues Interesse an der Philokartie.
Insbesondere das neu entstehende Geschichtsbewusstsein, das sich auch in der Anlegung von Heimatsammlungen ausdrückt, fördert nun das erneute Sammeln von AK.
um 1970 setzt allmählich eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Illustrierten Postkarten ein.
um 1990 Das Sammeln von AK ist wieder sehr beliebt. Börsen, und Groß Tauschtage entstehen, Auktionen mit aufwendigen Katalogen runden das kommerzielle Angebot ab.
Auktionskataloge sind seither eine Hilfestellung zur Wertermittlung von AK.
- neue Sammlervereine entstehen
- zahlreiche Fälschungen von AK kommen auf den Markt
- sowie viele Nachdrucke, vorwiegend von Material aus dem III. Reich